Proteine aus Algen? Chancen und Vorteile

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Maximilian Dormann
Maximilian Dormann
Proteine aus Algen

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Blick auf die steigende Nachfrage nach Protein und Tierfuttermittel stellt Protein aus Algen eine vielversprechende Möglichkeit dar 
 
  • Viele Algen verfügen über die wichtige essentiellen Aminosäuren, wie sie auch in tierischen Protein vorkommen
 
  • Algenarten wie Spirulina und Chlorella bestehen zu bis zu 60 % aus Protein

Was sind Proteine?

Proteine gehören neben Fetten und Kohlenhydraten zu den drei Makronährstoffen. Sie bestehen aus Ketten von Aminosäuren und sind mitverantwortlich für den Aufbau und die Reparatur von Gewebe im Körper, einschließlich Haut, Haaren und Nägeln. Eine ausreichende Proteinzufuhr ist besonders wichtig für den Aufbau und den Erhalt von Muskelgewebe.

 

Bei den Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine, wird zwischen zwei Gruppen unterschieden. Die nicht essentiellen Aminosäuren kann der Körper selbst bilden. Essentielle Aminosäuren müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Das ist sowohl durch tierisches Protein möglich, als auch durch eine ausgewogene, rein pflanzliche Ernährung.

Proteine aus Algen

Die Bedeutung neuer Proteinquellen

Mit zunehmender Bevölkerungszahl steigt auch der Bedarf an Proteinen. Um diesen Bedarf zu decken, wird auch die Nutztierproduktion weiter steigen, da bisher noch über 60% des Proteinbedarfs in Deutschland durch tierisches Protein gedeckt werden. Ein solcher Anstieg steigert auch die Nachfrage an Futtermitteln. Hier kommen die Algen das erste Mal ins Spiel: Als Futtermittel können beispielsweise Algenmehl oder andere Algenerzeugnisse dienen.  

 

Doch auch die Versorgung mit rein tierischem Proteinquellen lässt sich nicht unbegrenzt steigern. Agrarflächen und Haltungflächen für Tiere sind auch nur begrenzt verfügbar. Außerdem stellen die Produktion von Tierfutter sowie die Haltung der Tiere selbst Umweltprobleme dar. Denn obwohl die Emissionen der Landwirtschaft in Deutschland seit 1990 um fast 28% zurückgegangen sind, machen sie immer noch 7,4% der gesamten Treibhausgasemissionen aus. 

 

Angesichts von Umweltbelastungen, Tierwohl und Haftungsfragen sind neuartige und alternative Proteinquellen ein vielversprechender Ansatz. Proteine aus Algen könnten somit zur Ernährung und Nährstoffversorgung kommender Generationen beitragen. Nicht zuletzt auch, weil Anbau und Kultivierung ortsflexibel und nachhaltig sind.

Tierisches und pflanzliches Protein?

Für den menschlichen Organismus spielt die so genannte biologische Wertigkeit von Proteinen eine wichtige Rolle. Damit ist gemeint wie gut das Nahrungsprotein zur Bildung von körpereignen Protein verwendet werden kann. Mehr dazu lesen sie in unserem Blogbeitrag zum Thema: Biologische Wertigkeit von Proteinen.

 

Tierische Proteine decken den körpereigenen Bedarf an Aminosäuren tendenziell besser und können deshalb effektiver genutzt werden. Diese sind in Eiern, Fleisch oder Fisch vorhanden. Allerdings wird tierisches Eiweiß mit Bluthochdruck, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung gebracht.

 

Auch pflanzliches Eiweiß bringt in der Summe alle essentiellen Aminosäuren mit. Diese finden sich jedoch über verschiedene pflanzliche Lebensmittel hinweg verteilt. Wenige Pflanzen enthalten alle essentiellen Aminosäuren. Das bedeutet, es bietet sich an, bestimmte Lebensmittel zu kombinieren, um die Zufuhr von essentiellen Aminosäuren zu optimieren.

Pflanzliches und tierisches Eiweiß

Proteine aus Algen - Wie gut eignen sie sich?

Algen kommen in ihrem Aufbau dem tierischen Protein so nah wie kaum ein anderes pflanzliches Lebensmittel. Einige Algen enthalten alle essentiellen Aminosäuren und bestehen zu einem hohen Anteil aus Protein. Beispiele hierfür sind die Mikroalgen Chlorella und Spirulina, die zwischen 50 und 60 % Protein enthalten.

 

Nicht nur die essentiellen Aminosäuren machen Algen zu einem gesunden Lebensmittel. Algen enthalten auch ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und Mineralsalze, wodurch sie ein guter Ersatz für klassischen Fisch sind. Außerdem finden sich in Algen Spurenelemente wie Zink, Kalium, Jod und Kalzium sowie viele Vitamine (A, C, E und B12). Mehr zu den Nährstoffen in Algen findest du in unseren Blogbeitrag zum Thema: Wie gesund sind Algen?

 

Bei einer Ernährung, die zum Teil auch aus Algen besteht, ist es wichtig, die Grenzwerte für die täglich empfohlene Jodmenge zu beachten. Empfohlen wird nicht mehr als 0,5 Milligramm Jod pro Tag.

Welche Algenarten haben viel Eiweiß?

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Mikroalgen und Makroalgen. Makroalgen sind mit bloßem Auge sichtbar. Wir kennen sie aus unserem Lieblings-Sushi-Restaurant. Zum Beispiel landet die Nori-Alge oft auf unseren Tellern. Nori und Dulse sind bekannte Makroalgen und haben einen Proteinanteil von bis zu 30%.

 

Neben den Makroalgen sind Mikroalgen wie Spirulina und Chlorella besonders proteinreich. Beide bestehen aus 50-60% Protein.

Algen Nährstoffe

Proteine in Spirulinapulver

Der hohe Proteingehalt und die wenigen Kalorien machen Spirulina in der Diät zu einer beliebten Nahrungsergänzung. Häufig wird die Alge in Pulver-Form konsumiert. Das Spirulina-Pulver ist eines der bekanntesten Produkte auf Algenbasis

 

Wie wird dieses Pulver aus der Mikroalge Spirulina hergestellt? 

 

Das Algenpulver wird durch die Kultivierung von Spirulina-Algen in speziellen Tanks, Rohrsystemen oder Teichen unter kontrollierten Bedingungen hergestellt. Die Algen werden geerntet, gewaschen und dann getrocknet, oft durch Gefriertrocknung, um ihre Nährstoffe zu erhalten.

Anschließend werden sie zu einem feinen Pulver gemahlen und für den Verkauf verpackt, wobei strenge Qualitätskontrollen sicherstellen, dass das Endprodukt frei von Verunreinigungen ist.

Proteinshake aus Algen
Protein aus Algen kann auch über vegan Proteinshakes aufgenommen werden

3 andere alternative Proteinquellen

Pilze: Pilze sind eine ausgezeichnete pflanzliche Proteinquelle und bieten zudem eine Vielzahl anderer Nährstoffe. Besonders beliebt sind Sorten wie Shiitake, Portobello und Champignons. Pilze enthalten alle essentiellen Aminosäuren, die der Körper benötigt, und sind oft eine gute Wahl für Vegetarier und Veganer. 

 

Insekten: Insekten gelten als eine nachhaltige und proteinreiche Nahrungsquelle, die in vielen Kulturen weltweit konsumiert wird. Sie sind reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen wie Eisen und Calcium. Beliebte essbare Insektenarten sind Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Seidenraupen.

 

Getreide: Getreide wie Weizen, Reis, Hafer, Gerste und Quinoa sind wichtige Proteinquellen, insbesondere für Vegetarier und Veganer. Sie enthalten nicht nur Protein, sondern auch Ballaststoffe, Kohlenhydrate und verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Quinoa ist besonders bemerkenswert, da es ein komplettes Protein ist, das alle neun essentiellen Aminosäuren enthält. 

Fazit

Algen können eine vielversprechende Lösung darstellen. Als nachhaltiger Rohstoff sind sie reich an Vitaminen, essentiellen Aminosäuren und Spurenelementen. 

 

Besonders die Mikroalgenarten Spirulina und Chlorella mit einem Proteingehalt von 50-60% sind eine gute Option. Algen werden bislang nur begrenzt industriell verarbeitet und produziert. 

 

Die Produktionsverfahren müssen weiter ausgefeilt und optimiert werden, um in Zukunft eine Alternative darzustellen.

Sind Algen und Insekten das Proteinfuttermittel der Zukunft? Ein Literaturüberblick zum Stand der Forschung. (o. D.). https://buel.bmel.de/index.php/

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